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Vollfilm im Gespräch mit dem Schauspieler Lars Löllmann


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Link zum VideoErschienen: 09.02.2010

Man kann als Schauspieler unglaublich viel lernen, wenn man hinter der Kamera steht.


Hallo Lars, schön Dich hier in Berlin zu treffen.

Ja, freut mich auch. Wir sind hier in meiner Kreuzberger Lieblingspizzeria, "Ron Teleski". Hier gibts super kanadische Pizzen mit Ahornsirup und die Atmosphäre ist herrlich.

Du hast jetzt 1 1/2 Jahre "Anna und die Liebe" gedreht, wie war das für Dich als Du die Zusage bekommen hast?

Ich habe mich natürlich wahnsinnig gefreut, aber es war auch mit ein paar Ängsten verbunden. Gerät man in eine Schublade und möchte man sich ein bis zwei Jahre binden? Bei einer Telenovela im Hauptcast zu drehen bedeutet in vielerlei Hinsicht wie in einem Theater-Ensemle eingebunden zu sein.
Die festen Strukturen machten mir zu Beginn nicht nur ein gutes Gefühl. Ich fand es vor der Serie beim Drehen total spannend, immer wieder in neuen Zusammenhängen zu stehen.

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Was hat Dir "Anna und die Liebe" persönlich gebracht, gab es eine Entwicklung in der Rolle, konntest Du sie mitentwickeln?

Ja, also im großen Ganzen ist es bei einer täglichen Serie zu drehen, als würde man in ein Paralleluniversum abdriften. Man hat da die Möglichkeit, sich in einem geschützten Raum auszuprobieren wie in einem Workshop. Das war eine Riesenchance. Sonst steht man zwei Tage vor der Kamera in irgendeiner Episodenrolle, hat tierisch Lampenfieber, kämpft dagegen an, versucht irgendwie aus diesem Käfig rauszukommen. Dagegen kann man sich bei einer täglichen Serie wirklich freispielen. Es sei denn man hat eine Hauptrolle nach der anderen, aber wer hat das schon? Das ist ja Elfenbeinturm.

Aber Elfenbeinturm waren jetzt auch die letzten 1 1/2 Jahre, wenn ich Dich richtig verstehe.

Das war für mich schon irgendwie ein Elfenbeinturm, zumal ich das Glück hatte, so eine spannende Rolle zu bekommen. Mein Spielraum diese Rolle mitzugestalten war enorm groß, das bekommt man nicht in vielen Produktionen geschenkt. Was bei einer täglichen Serie, oder auch generell in Serien, im Bestfall funktioniert ist eine Kommunikation zwischen dem Schauspieler und Autor, das heisst, dass der Schauspieler das, was geschrieben ist aufnimmt, verändert und der Autor darauf wieder reagiert. Das ist bei meiner Figur sehr stark passiert, dass gegenseitige Befruchtung stattgefunden hat. Man hat wirklich gesehen, wie die Figur sich verändert und entwickelt durch das, was ich als Schauspieler anbiete. Ich habe zum Beispiel viel von meinen Humor in die Rolle eingebracht. Das wurde von den Autoren aufgegriffen.

Du hattest große Freiheiten mitgestalten zu können und Du warst positiv überrascht. Deine Ängste wurden nicht bestätigt. Hättest Du Dir auch vorstellen können, jetzt noch weiterzumachen?

Nicht in diesem Fall. Wenn man so eine Figur 1 1/2 Jahre spielt, dann gibt es zwar immer noch Räume sich weiter auszuprobieren, aber bei mir entsteht der Wunsch nach was Neuem. Dieser Wunsch ist immer größer geworden. Meine Figur hat extrem viel durchlebt, der Mann hat gemordet, er hat den Verstand verloren, er hat geliebt, er hat am Ende einen dramatischen Tod erlebt, was will man da noch erzählen... er ist ein Geist gewesen, irgendwann ist Schluss und dann freut man sich auf was Neues.

Gibt es jetzt schon neue Angebote? Oder startest Du jetzt in ein unbestimmtes neues Leben?

Also auf jeden Fall ist es ein neues Leben. Man setzt sich wieder selber den Rhythmus und für mich ganz konkret steht zuerst an, eine neue Agentur zu finden. Meine Agentin musste letztes Jahr ihre Agentur schliessen wegen der Krise. Sie war für mich ein Geschenk. In einer Zeit, als ich noch nichts gedreht hatte, hat sie an mich geglaubt und ihre Intuition gab ihr recht. Jetzt werde ich mich bei Agenturen und auch bei Castern mit neuem Material bewerben und hoffe, dass das Jahr dann viele neue Jobs bringt!

Wenn Du Dir jetzt eine neue Agentur suchst, was wünschst Du Dir da?

Nicht nur einen Agenten, sondern auch einen Mensch zu haben, der mit einem gemeinsam in dieser Branche voran kommt.

Denkst Du, dass die Agentur allein die Jobs bringt oder kannst Du auch selber als Schauspieler an deiner Karriere arbeiten?

Also ich glaube das A und O ist es, erst einmal eine Agentur zu finden, die einen vertritt. Darüber hinaus nutze ich natürlich die Kontakte, die ich jetzt im Laufe der Zeit gewonnen habe. Ich glaube auch, dass die Präsenz im Internet immer mehr Wichtigkeit bekommt, wie z.B. Vollfilm.com. Das ist etwas, wo man durchaus eigenverantwortlich als Schauspieler sein sollte. Es ist immer gut über persönliche Kontakte seinen Weg zu suchen, d.h. mit Regisseuren und Leuten, die man spannend findet, direkt in Kontakt zu treten.

Loellmann_zMit welchen Regisseuren würdest Du denn gerne arbeiten. Gibt es einen Traumregisseur und Filme die Dich beeindrucken?

Vor vielen Jahren bei einer Podiumsdiskussion an der DFFB habe ich dem Regisseur Christian Frosch, dessen Film "Die totale Therapie" mich sehr fasziniert hatte, mein Demoband in die Hände gedrückt. Ich war extrem nervös und habe einfach nur in zwei Sätzen gestammelt, dass ich den Film toll fand und dass ich wahnsinnig gerne mit ihm arbeiten würde. Leider habe ich nie eine Reaktion bekommen. Ja das war schmerzlich und peinlich. Aber das sollte einen nicht entmutigen. Heute ist es so, dass es ganz viele spannende Schauspielerregisseure gibt, mit denen ich gerne arbeiten würde. Ich finde Hans-Christian Schmid ist ein großartiger Regisseur, es wäre ein riesen Geschenk mit ihm zu drehen.
Aber auch Andreas Dreesen und Dominik Graf sind tolle Filmemacher. Es gibt da einige, ich fand auch Vanessa Jopps "Komm näher" einen tollen Episoden Film, der mich sehr berührt hat.

Du hast auch ein Drehbuch zu einem Kurzfilm geschrieben und dabei Regie geführt. Ist Regie für Dich ein Traum?

Man kann als Schauspieler unglaublich viel lernen, wenn man hinter der Kamera steht und es ist auch eine Möglichkeit, sich ein zweites Standbein zu schaffen. Es ist kontraproduktiv für einen Schauspieler wenn er tatenlos Tag für Tag nur auf den nächsten Dreh wartet. Es ist viel spannender diese Zeit mit anderen Aktivitäten zu nutzen, z.B. mit Workshops. Regie führen war für mich immer ein großer Wunsch. Ich bin nach Berlin gezogen, weil ich die fixe Idee hatte, Regie zu studieren und bin dann auf Umwegen bei der Schauspielerei gelandet. Das ist jetzt meine große Leidenschaft. Den Kurzfilm "56" habe ich mit zwei befreundeten Schauspielern, Knut Berger und Fabian Stumm, ganz simpel produziert. Es ist ein ganz kleiner Film geworden, aber wir sind wahnsinnig stolz darauf und wollen ihn auf Kurzfilmfestivals schicken.

Was machst Du, um Dich körperlich fit zu halten. Oder brauchst Du das nicht?

Doch total! Ich geh jetzt auch nach der Serie wieder regelmässig ins Fitnessstudio. Einmal die Woche gehe ich zum Boxen. Das ist eine faszinierende Erfahrung.

Während Du den Bösen gespielt hast und Du morgens auf dem Weg ins Studio in der Bahn gesessen hast, gab es da den Wunsch - eigentlich würde ich gern was komplett anderes drehen.

Es gibt für mich eine Riesenfreude und Neugier darauf, auch weiterhin abgründige oder skurrile Figuren zu spielen. Gerade den Charakter, den ich in der Serie spielen durfte, diese Mischung aus Bürohengst, Psychopath und verkanntem Sohn, das hat viel Komik und Drama gehabt. In diesem Raum mich weiterhin schauspielerisch auszuprobieren, finde ich extrem spannend. Die Faszination an den "Bad Guys" oder an den verrückten Typen ist auf jeden Fall da.

Herzlichen Dank für das Gespräch und Guten Appetit!

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