



Ja, Walter ich freu´ mich auch Dich zu sehen.
Warum hier im "Chén Ché"Das "Chén Ché" habe ich mit Freunden entdeckt, das asiatische Flair hat ein bisschen was von einer Filmkulisse. Man wähnt sich hier ein paar tausend Kilometer weiter gen Osten.
Chén Ché
Teilweise ja, wir hatten aber Locationscouts die sehr gute Vorschläge gemacht haben. Zum Beispiel das alte Renaissance-Schloss in Wolfenbüttel mit seiner ungewöhnlichen roten Farbe und seinem einzigartigen Charakter, wie eine alte Lateinschule, großartig für einen historischen Film! Da wir die Motive schon ein Jahr vorher hatten, ist viel von diesen Orten in die Geschichte mit eingeflossen. Auch wenn wir die Innenräume oft bauen und ausstatten mussten.
Wie bist Du auf diesen Film gekommen?Der Ausgangspunkt war eine Recherche für ein Filmprojekt über Sepp Herberger, der 1897 geboren wurde. Dabei habe ich festgestellt "Mein Gott, Fußball ist erst 1874 nach Deutschland gekommen" – durch Konrad Koch, der Hauptfigur unseres Films, gespielt von Daniel Brühl. Meine Fußballfreunde und ich auch waren der Meinung, dass Fußball seit Hunderten von Jahren in Deutschland existieren müsse. Außerdem war es wirklich verblüffend wie viel Schwierigkeiten der Fußball in den ersten 40 Jahren im Deutschen Kaiserreich hatte. Turner, die damals sehr mächtig waren, und die national gesinnte Öffentlichkeit haben große Kräfte gegen Fußball mobilisiert.
An vielen deutschen Schulen war Fußball verboten. Dank Konrad Koch und den anderen heute komplett vergessenen Fußballpionieren Fußball doch das werden, was er heute ist..
Seit meiner Geburt habe ich eine Affinität zum Fußball. Ich bin immer Fußballfan gewesen, auch in den 80igern als Fußball noch verpönt war. Ich bin Fan vom HSV, weil ich in der nähe vom Stadion geboren bin. Die Fußball-Begeisterung hat sich bei mir im Ruhrgebiet entwickelt, weil wir als Kinder jeden Tag gespielt haben.
Welche Dinge sind Dir an dem Film außer Fußball noch von Bedeutung?Das ein Mensch etwas bewirken und verändern kann, wie der Lehrer "Konrad Koch", welcher aus England kommt und eine ganz andere Pädagogik im Kopf hat. Eine viel modernere, offenere, die die Kinder aufweckt. Durch das Fußballspiel bekommt der Lehrer es hin, dass sie sich auch für Englisch interessieren und ein Zusammenhalt in der Klasse entsteht. Man sieht wie der Fußball soziale Gräben überwinden kann und welche Kraft entsteht, wenn Menschen zusammenhalten.
Was man in einer echten Gemeinschaft erreichen kann finde ich toll. Das habe ich selber auch beim Fußball erlebt, z.B. wenn man als Mannschaft klar unterlegen ist, und wenn man dann zusammenhält und plötzlich ein Ruck durch die Mannschaft geht. Und dass man dann noch gewinnt...
Was an dem Film schön gelungen ist, ist der Humor und die selbstironische Betrachtungsweise über das Deutschsein.
Natürlich spielt der Film nicht heute, sondern in der Kaiserzeit, mit Gehorsam, mit Prügelstrafe, mit Gedanken, wie besiegt man England militärisch. Einerseits lacht man über die Menschen im Kaiserreich andererseits denkt man, ein bisschen hat man auch davon, wenn der Rektor am Anfang sagt, Sie sind ja nicht pünktlich, 17 1/2 Minuten zu spät... das sind echt deutsche Sachen, die finde ich auch immer noch bei uns in der Kultur verankert.
Der ist tatsächlich größer. (lacht ) Sowas kommt ja vor. Was natürlich ganz süß vom Kostümbild ist, dass er immer zu kurze Hosen und zu kurze Ärmel an hat. Dadurch erzählen wir, dass er gerade erst so groß geworden ist. Ich habe beim Casting kurz gezuckt, es war ja von der Rolle her nicht geplant, dass er größer als Axel Prahl ist, habe aber dann gedacht: "Mensch, das ist ein so toller Junge".
Wir haben im Casting auf Charakter-Typen gesetzt. Beim Filmschauspielen finde ich es generell wichtig die Rollen nah an der Person des Schauspielers anzulegen.
Das ist jetzt schon ein ganz großer Traum. Wenn man die Chance hat, so einen großen Kinofilm drehen zu dürfen, ist das wunderbar. Ich hoffe, dass ich es in der nächsten Zeit, wenn er im Kino angelaufen ist auch so richtig genießen kann. Die Entstehung des Films ist ja irgendwie schon eine tolle Geschichte: man hat die Idee für diesen Stoff gehabt, sich mit einem jungen Produzenten zusammen getan und eine Firma gegründet, eigenes Geld investiert und schließlich die anderen Partner überzeugen können.
Grobler
Nachdem ich meinen Abschluss an der Filmakademie in Ludwigsburg gemacht hatte, habe ich neben der Arbeit für Serien trotzdem immer meine Kinostoffe weiterverfolgt.
Bist Du schon wieder an neuen Projekten oder bist Du offen für Angebote?Also, ich bin offen für Angebote. Ich habe jetzt 4 intensive Jahre an „Der ganz große Traum“ gearbeitet. Es ist schön, wenn man diesen Prozess auch einmal abkürzen könnte, wenn einer einem ein gutes Angebot machen würde.
Bei eigenen Stoffen ist es zunächst sinnvoll, sie selbst zu entwickeln und erst dann schlagkräftige Partner zu suchen. Ich habe jetzt mehrere Stoffe entwickelt, darunter ist ein Stoff, der auch schon vom FFF Bayern gefördert worden ist. „Das Jahr des Kindes“ ist eine Komödie über Paare, die keine Kinder bekommen können. Ich hoffe, dass ich sie im nächsten Jahr realisieren kann.
Du besetzt ja gerne früh Deine Filme. Ist denn schon alles besetzt oder gibt es noch Möglichkeiten mitspielen zu können?Nein, der Film ist noch nicht komplett besetzt.
Der ganz große Traum ist Dein Kinodebüt mit hochkarätiger Besetzung. Kanntest Du die Schauspieler alle vorher? Hattest Du Angst, dass du nicht ernst genommen wirst als junger Regisseur?Die Schauspieler, die die Hauptrollen spielen, kannte ich alle aus zahlreichen Filmen. So war ich bspw. immer ein Fan von Thomas Thieme; ich hätte ihn auch gerne schon in meinem Diplomfilm gehabt. Axel Prahl hat mir schon immer gefallen. Ich mag diese Schauspieler, die sehr körperlich spielen. Natürlich war es auch gut, dass meine Casterin Heta Mantscheff zu vielen dieser Schauspieler einen sehr persönlichen Draht hat. Natürlich ist es auch schwierig, wenn man mit solchen Stars dreht, z.B. konnten wir vorab kaum proben, da die Schauspieler zeitlich sehr eingespannt waren.
Du hast auch schon am Theater Inszeniert...Ja, aber Theater und Film sind völlig verschieden. Beim Film arbeitet man auf einen Moment hin. Als Regisseur suggeriert man eine Emotion und dann kommt eine Szene zustande. Man bekommt alle auf einen Toplevel für einen Moment! Das schöne am Film ist, man kann auf einen Punkt hinarbeiten und dann ist es im Kasten. Beim Theater ist alles nur für einen Moment: man sieht tolle Sachen in der Probe und hofft, dass sie wieder kommen. Man kann sie aber nicht festhalten, dass ärgert mich.
Wo findest Du deine Ruhe bei all dem Stress? Wie bekommst Du es hin so entspannt zu bleiben?Wo finde ich meine Ruhe? Also ehrlich gesagt gar nicht, könnte man sogar sagen (lacht). Ich weiß, das ich äußerlich immer sehr ruhig wirke. Innerlich bin ich ganz im Gegenteil aber oft auch angespannt und bin ständig in Bewegung und denke morgens, mittags und nachts über meine Filme nach. Was mir dann zur Entspannung hilft sind lange Spaziergänge, auch heiße Bäder und vor allem Fussball im Fernsehen. Es gibt für mich kaum etwas Entspannenderes als ein Fußballspiel anzusehen...
Findest Du beim Drehen die Zeit Fussball zu schauen?Während der Vorbereitung habe ich so wenig Fussball geschaut, wie noch nie in meinem Leben.
Du hast bei Caroline Link als Regieassistent gearbeitet.Was das Handwerk betrifft lernt man von anderen Regisseuren am meisten. Für mich ist bei Caroline Link interessant, wie sie so erfrischend mit Emotionen arbeitet. Das kann man nicht auf einer Filmhochschule lernen. Die technischen Möglichkeiten an der Filmhochschule sind toll. Ich habe viel in der Auseinandersetzung mit meinen Mitstudenten über mich selbst gelernt und welches meine Themen sind.
Gibt es gerade einen Lieblingsfilm, den Du empfehlen kannst?Black Swan hat mir gut gefallen. Interessant war der unglaubliche Leistungsgedanke, der im Zusammenhang mit Ballett erzählt wird. Man sieht, dass es nicht nur schön sondern auch schrecklich und hässlich ist, wenn Zwang dazu kommt.
Es ist ein Psychothriller, der mich emotional ergriffen hat. Das ist immer toll.
Für mich ist ein Film ganz entscheidend: "1900", ein historischer Film von Bertolucci. Ein Gesellschaftspanorama in Italien, ein Gutshof, wo langsam sich die Ordnung ändert, wo die Leibeigenen und Arbeiter an die Macht streben. Ein ganz toller Film.
Kannst Du sagen, warum man sich "Der ganz große Traum" unbedingt anschauen sollte?Ja, erstmal sollte man ihn sich ansehen, spannend ist zu wissen: wie kam der Fußball nach Deutschland.
Der zweite Punkt ist, dass die Geschichte für einen deutschen Film ungewöhnlich emotional erzählt ist. Im Kino kann man da richtig mitgehen.
Last-but-not-least, der Film ist witzig und kurzweilig. Es ist kein reiner Historienfilm, sondern der Witz entsteht immer auch im Kontrast zu heute. Trotzdem kann man in die damalige Zeit eintauchen.
Das kann man so sagen: Die Emotionen, die im Bild angelegt sind, werden hier durch die ausdrucksstarken Melodien verstärkt. Sogar Daniel brühl singt bei uns....
Was ist das für ein Lied, welches sowohl die Engländer als auch die Deutschen singen?Ja, das ist das Kuriose, dass Deutschland und England zu der Zeit die gleiche Nationalhymne hatten.
Du hast Dir jetzt ein Teil des ganz großen Traums verwirklicht...Der ganz große Traum wäre jetzt noch, dass viele Leute ins Kino gehen. Wir hoffen, dass wir zeigen können, dass man mit Anspruch ein historisches Thema populär erzählen, das wir mit einem deutschen Film gegen die Filme aus Hollywood bestehen können.
Toi, toi, toi. Da wünsche ich Dir viel Erfolg!Danke!
Ich danke für das Gespräch!Ich treffe den Regisseur Sebastian Grobler während der Berlinale in Mitte zum Mittagessen im "Chén Ché" ein Ort der Harmonie. Ideal um über den mit Spannung erwarteten Film "Der ganz große Traum" zu plaudern.
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"Wenn zur Qualität noch ein glücklicher Moment dazukommt, bin ich davon überzeugt, ist nach oben alles offen."
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